Gegründet wurden die NSC im Jahr 2001 unter dem Namen Kameradschaft Grün/Weiss, deren Mitglieder wiederum 2002 den Verein Heimatschutz Chemnitz e.V. bildeten. Dieser wurde im Jahr 2005 aufgelöst und in die bis heute bestehenden Nationalen Sozialisten Chemnitz überführt. 2007 schloss sich die bis dahin eigenständige Kameradschaft Offensive-C den NSC an, wodurch diese weiter an Mitgliedern gewinnen konnten.

Die NSC zeigen teilweise auch nach ihrem Verbot ihre Aktivität vor allem durch Auftritte auf zahlreichen Demonstrationen und der Organisation und Durchführung von Vorträgen. Das hebt sie von allen übrigen Kameradschaften und losen Personenzusammenschlüssen ab, bei denen davon auszugehen ist, dass sie in der organisierten und überregional vernetzten Neonaziszene kaum bis keine Bedeutung haben. Von 2007 bis zu ihrem Verbot betrieben die NSC eine Internetseite und gaben ein Printmedium (Freies Chemnitz) heraus.

Das Freie Netz

Der NSC-Block beim jährlichen Trauermarsch in Magdeburg

Der NSC-Block beim jährlichen Trauermarsch in Magdeburg

Zwei Jahre nach ihrer Gründung schlossen sich die NSC mit dem in Sachsen und Umgebung agierenden Freien Netz (FN) zusammen. Das FN war ein Zusammenschluss von Kameradschaften aus unterschiedlichen Regionen, der der Vernetzung und einem gemeinsamen Auftreten im Internet oder auf Demonstrationen dienen soll. Ab 2007 traten nahezu alle dem FN angehörigen Gruppen unter dieser Bezeichnung auf, gefolgt vom jeweiligen Ortsnamen (z. B. Freies Netz Chemnitz). In der Zeit seines Bestehens wurde eine Vielzahl an neonazistischen Demonstrationen und Kundgebungen ausgerichtet, zum Teil mehrere in einem Monat.

Der gemeinsame Auftritt unter dem Label Freies Netz fand im Jahr 2009 aus nicht bekannten Gründen ein abruptes Ende. Fast alle Gruppen benannten sich kurz darauf (wieder) um. Augenfällig wurde dies im Internet: das Freie Netz Chemnitz z. B. hieß dort ab sofort Chemnitz Infos.

Die personellen Verbindungen innerhalb des FN wurden allerdings nie aufgelöst, und noch immer findet eine rege Zusammenarbeit Freier Nationalisten aus Sachsen und Umgebung statt. Die Websites der NSC und anderer ehemaliger Gruppen des FN sind mittlerweile komplett gelöscht, gesperrt oder inaktiv. Teilweise betreiben die Gruppen heute Facebook-Seiten.

Verbot

Am 28. März 2014 wurden die Nationalen Sozialisten Chemnitz vom Sächsischen Innenministerium als verfassungsfeindlich verboten. Bei allen im 56-seitigen Verbotsbescheid genannten Kernmitgliedern wurden Razzien durchgeführt. Das Dokument zeigt Einblicke in den straffen Kameradschaftsalltag. Neben verbindlichen Treffen, die zweimal in der Woche stattfanden, mussten die Mitglieder bestimmte Aufgaben übernehmen und 15,00 Euro im Monat an die Organisation bezahlen.

Ein Grund für das Verbot war die Erkenntnis, dass die NSC sich mindestens zweimal zu Gewalttaten gegen Nichtdeutsche verabredetet hatten. Hierbei wurde jeweils in „einer bestimmten Gaststätte“ angerufen, um Kameraden zu mobilisieren und somit eine Übermacht im Kampf sicherstellen zu können. Neben Kampfsport trainierten Mitglieder der NSC den Umgang mit Schusswaffen. Das Schießtraining wurde als „eine durchaus lohnenswerte Investition“ bezeichnet, ein Mitglied beantragte darüber hinaus 2013 Waffenbesitzkarten zum Kauf von zwei großkalibrigen Kurzwaffen und Munition. Das Sächsische Innenministerium bewertete diese Vorgänge besonders vor dem Hintergrund als gefährlich, dass eine Führungsperson der NSC zum Umgang mit Asylsuchenden gefordert habe, man solle „dieses Viehzeug dort oben einfach abknallen“.

Als Reaktion auf das Verbot konnte man auf Facebook eine große Unsicherheit innerhalb der Szene beobachten. Während die NPD sich in Windeseile von der Kameradschaft distanzierte, schimpften NSC-Mitglieder über die Partei und riefen dazu auf, sich über das Verbot hinwegzusetzen.

Dem Vereinigungsverbot zum Trotz nehmen die NSC noch immer – teilweise auch gemeinsam – an neonazistischen Aufmärschen teil, weshalb wir sie auch weiterhin mit ihrem Kameradschaftsnamen bezeichnen.

Beschlagnahmen

Im Zuge der Razzien am 28. März 2014 wurden zahlreiche Propagandamaterialien, aber auch Diebesgut und strafrechtlich relevante Gegenstände gefunden. Dazu zählen volksverhetzende Bild- und Tonträger, Waffen und eine gestohlene Uniform. Der wohl interessanteste Fund wurde bei Anführer Maik Arnold mit einer CD gemacht, die Hinweise auf eine mögliche Verbindung zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) enthält.

NSC und NSU – Verdächtige Zusammenhänge

Die bei Maik Arnold beschlagnahmte CD enthielt anscheinend einen Ordner, der auch auf einem Datenträger einer Gruppe namens NSU/NSDAP zu finden war. Diesen Datenträger wiederum hatte wohl der ehemalige V-Mann Thomas Richter alias Corelli bereits sechs Jahre vor dem Auffliegen des NSU dem Bundesamt für Verfassungsschutz übergeben. Corelli verstarb vor seiner Vernehmung an den Folgen einer nicht diagnostizierten Diabetes-Erkrankung.

Neben Arnold hatte Eric Fröhlich als weiterer NSC-Anführer nachweislich Kontakt zum NSU-Mitangeklagten Ralf Wohlleben. Er nahm außerdem im Jahr 2000 an einer Wanderung der Weißen Bruderschaft Erzgebirge teil, unter deren Mitgliedern sich die Zwillingsbrüder André und Maik Eminger fanden. André, der Fröhlich in seinem Handy-Telefonbuch führte, sitzt heute auf der Anklagebank in München, Maik soll selbst zwei Jahre Mitglied der NSC gewesen sein. André flüchtete nach dem Auffliegen des NSU zu seinem Bruder nach Brandenburg.

Eine weitere Person aus dem Umfeld der NSC, die im Zusammenhang mit den NSU-Ermittlungen auffiel, ist Ralph H. Er war Schriftführer des NSC-Vorgängervereins Heimatschutz Chemnitz e. V., seinen Personalausweis fand man in der Asche der explodierten NSU-Wohnung in der Zwickauer Frühlingsstraße.

Publikationen

Der sächsische Verfassungsschutz vermerkte in seinem Jahresbericht 2008, dass die NSC ein Blatt namens Chemnitzer Volksanzeiger herausgeben. Öffentlich war diese Publikation allerdings nie wahrnehmbar. Seit April 2009 kursierte indes ein neues, sogenanntes „Fanzine“ mit dem Namen Freies Chemnitz. Es ist keiner Gruppierung eindeutig zuordenbar, allerdings befindet sich ein Bild einer vermummten Gruppe mit dem Transparent der NSC auf der Titelseite der ersten Ausgabe. Das Blatt beinhaltet fast ausschließlich Erlebnisberichte von Aktionen, an denen die NSC beteiligt waren. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Autorenkreis dem NSC zumindest nahesteht. Mittlerweile werden anscheinend keine neuen Ausgaben mehr veröffentlicht.

Im Internet eröffneten die NSC nach und nach verschiedene Web- und Facebook-Seiten wie Chemnitz-Infos und später mauerbluemchen.org. Anfang Januar 2014 startete die Internetpräsenz Aktionsgruppe Chemnitz, die offensichtlich einen Bezug zu den NSC hatte. Die Seite teilte größtenteils bereits veröffentlichte Artikel anderer neonazistischer Web- und Facebook-Seiten. Der mutmaßliche Betreiber der Seite trat bisher noch nicht in Zusammenhang mit Aktivitäten der NSC in Erscheinung.

Mit der Kampagne Raus in die Zukunft warb die Kameradschaft bei Facebook und führte mehrere Kundgebungen zu unterschiedlichen neonazistischen Themen durch. Die Facebook-Seite Mein Chemnitz wird anscheinend ebenfalls von einer Person aus dem Umkreis der NSC verwaltet. Mit Informationen zur Stadtgeschichte und aktuellen Ereignissen wird hier versucht, Gefällt-mir-Angaben aus der breiten Bevölkerung zu gewinnen. Immer öfter werden auf der Seite rassistische Beiträge veröffentlicht, die häufig nahezu deckungsgleich mit denen der „Bürgerinitiative“ Sicherheit in Chemnitz – Wir für Ebersdorf sind.

Treffpunkte

Die NSC veranstalten regelmäßige Kameradschaftsabende. Dafür wurde seit November 2011 das Nationale Zentrum an der Markersdorfer Str. 40 in Chemnitz genutzt. Über mehrere Jahre diente eine Gewerbeeinheit in der Straßburger Straße 32 im Stadtteil Altchemnitz als Treffpunkt, bis der Rechtsrockhändler Yves Rahmel das Haus im Stadtteil Markersdorf kaufte und Neonazigruppen zur Verfügung stellte. Die Veranstaltungen in der ehemaligen Gaststätte – hauptsächlich Vorträge und (Liedermacher-)Konzerte wurden intern beworben und nur selten der Öffentlichkeit bekannt. Nachdem Dr. Olaf Rose (NPD) einen Vortrag über die Kontinuität amerikanischer Besatzungspolitik in der Welt zur Eröffnung gehalten hatte, fanden beispielsweise Vorträge des mittlerweile verurteilten Betreibers des Neonazi-Internetportals Altermedia, Axel Möller, ein Vortrag zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Menschen und mehrere Konzerte statt. Die Bewerbung der Veranstaltungen erfolgte bislang immer konspirativ.

Neben Gruppentreffen fand hier ein dreitägiges Seminar zum Tiroler Freiheitskampf und eine Mobilisierungsveranstaltung für den alljährlichen NS-„Trauermarsch“ im niedersächsischen Bad Nenndorf statt. Laut Angaben der Veranstalter besuchen über 50 Menschen solche Saalveranstaltungen. Ihrem Verbotsbescheid zufolge entspricht dies dem maximal geschätzten Personenpotential der NSC.

Ausrichtungen der NSC

Frau mit Töchtern im typisch "völkischen" Kleidungsstil"

Frau mit Töchtern im typisch "völkischen" Kleidungsstil"

Die Internetportale Freies Netz Chemnitz und Chemnitz Infos dienten neben der Veröffentlichung von Aktionsberichten des jugend-subkulturell geprägten Teils der NSC immer wieder auch als Plattform sogenannter „völkischer“ Kreise. Hierbei handelt es sich um Faschisten, die vor allem durch einen stark volkstümlich geprägten Lebens- und Kleidungsstil auffallen. Sie führen meist Veranstaltungen durch, die stark familiär geprägt sind. Ziel dieser Veranstaltungen ist die Stärkung der eigenen nationalsozialistischen Identität. Zumeist meiden völkische Gruppierungen die Öffentlichkeit und sind bemüht, ihre Veranstaltungen nur intern zu bewerben.

Diese Seite wurde zu zuletzt am 15. Oktober 2020 bearbeitet.

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