Mindestens seit 2004 findet jedes Jahr eine rechte Versammlung anlässlich der Bombardierung der Stadt am Ende des Zweiten Weltkrieges statt. Bis 2008 wurden jeweils stationäre Kundgebungen am ehemaligen Kinderheim in Bernsdorf abgehalten. Angemeldet wurden diese Kundgebungen meist von Martin Kohlmann, ebenso 2009, als zum ersten Mal eine Demonstration von FaschistInnen stattfand. Kohlmann, sonst bemüht, in der Öffentlichkeit nicht mit Neonazis in Verbindung gebracht zu werden, marschierte an diesem Tag zusammen mit Vertretern der Freien Kräfte in einer Reihe. Sie trugen gemeinsam das Transparent „In Gedenken an tausende Unschuldige – 5. März 1945 – Chemnitz in Trümmern”.

Start der Neonazi-Demonstration am 5. März 2011 in Chemnitz

Start der Neonazi-Demonstration am 5. März 2011 in Chemnitz

2010 fand die Veranstaltung, erstmals unter der Leitung der NPD, mit 500 bis 600 TeilnehmerInnen statt. Auch am 5. März 2011 wurde – unter dem Motto „Die Opfer waren unsere Familien” – marschiert. Zwischen 400 und 500 Neonazis folgten diesmal der Mobilisierung. Auch 2012 fand ein solcher Trauermarsch statt, dieses Mal mit ca. 250 TeilnehmerInnen. Trotz der insgesamt ca. 5.000 Gegendemonstranten gelang es der NPD mithilfe eines massiven Polizeiaufgebots und frühzeitigen Straßensperrungen, den Aufmarsch einmal auf einer großen Runde durch Bernsdorf und Teile des Stadtzentrums zu führen.

Durch mehrere Gegenkundgebungen und -demonstrationen konnte am 5. März 2012 verhindert werden, dass die Neonazis ein zweites Mal auf dem Chemnitzer Innenstadtring marschieren durften. Stattdessen stand ihnen eine lange Route durch Bernsdorf offen, 250 TeilnehmerInnen zählte der Verfassungsschutz. Ein Großaufgebot der Polizei sicherte den Aufmarsch ab und verhinderte so Blockadeversuche der insgesamt rund 5.000 GegendemonstrantInnen. 2013 gelang es dem Bündnis Chemnitz Nazifreizum ersten Mal, die Demonstration der Neonazis zu blockieren. Die ca. 210 Rechten konnten vom Südbahnhof nur etwa 500 Meter laufen, bis sie an die erste Blockade gelangten. Sie beschlossen deshalb, nach 200 Metern eine Kundgebung abzuhalten und danach den „Trauermarsch“ aufzulösen. Zählt man die Aktion Chemnitzer Friedenskreuz auf dem Neumarkt dazu, waren an diesem Tag 3.100 Menschen gegen Neonazis auf der Straße.

2014 gelang die Blockadetaktik erneut. Nachdem sich etwa 300 TeilnehmerInnen der rechten Versammlung am Goethering getroffen hatten, um eine große Runde durch den Stadtteil Kappel zu marschieren, sahen sie sich auf der Lützowstraße zwei größeren Blockaden gegenüber und beschlossen in Absprache mit der Polizei, kehrtzumachen und zum Ausgangspunkt zurückzulaufen. Vonseiten der Neonazis kam es an diesem Tag zu zwei Körperverletzungen, vier Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, einen Verstoß gegen das Waffengesetz und einmal zum Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Im Jahr 2015 gingen die Bemühungen der Neonazis am 5. März zurück. In diesem Jahr gab es das erste Mal keine angemeldete Demonstration, nur eine Mahnwache mit ungefähr 25 NPD-Anhänger*Innen auf dem Johannisplatz in Chemnitz. Auch hier protestierten mindestens 300 Menschen dagegen.

2016 gab es einen Aufruf der Jungen Nationaldemokraten. Dem entgegen stellten sich 400 Demonstrant*Innen vom Bündnis Chemnitz Nazifrei. Dies sollte jedoch die letzte Demonstration am 5. März der JN gewesen sein.

Im Jahr 2017 folgte das erste Mal kein „Trauermarsch“ der Neonazis am 5. März in Chemnitz. Dies stellte für die rechte Szene in Chemnitz eine historische Niederlage dar. Lediglich eine niedrige zweistellige Zahl Rechter beteiligten sich bei einer Kranzniederlegung auf dem städtischen Friedhof. Stattdessen gab es Konzerte am Karl-Marx-Monument und eine Demonstration mit über 400 Menschen vom Bündnis Chemnitz Nazifrei über den Sonnenberg. Hier wurde kurz davor das Rechte Plenum geoutet.

2019 gab es den Versuch eines letzten Aufbegehrens der Neonazis am 5. März. Hier versuchte Pro Chemnitz eine Demonstration anzumelden, um die Tradition fort zu führen. Der Aufmarsch der Neonazis erreichte aber nicht ansatzweiße die alte Stärke der letzten Jahre und bekam kaum Aufmerksamkeit in der Stadt. Seitdem ist es ruhig geworden um den „Trauermarsch“ der Neonazis am 5. März. Pro Chemnitz beteiligt sich seit dem an der städtischen Veranstaltung um dort zu provozieren und wenige Neonazis stellen auf dem städtischen Friedhof Kerzen nieder. Die Tradition der „Trauermärsche“ in Chemnitz scheint gebrochen zu sein.

Diese Seite wurde zu zuletzt am 17. Dezember 2020 bearbeitet.

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