Alltagsrassismus und menschenverachtende Einstellungen
Neonazis und ihre Strukturen entstehen nicht entkoppelt von der Gesellschaft. Die Einstellungen vieler Menschen sind geprägt von homophobem, nationalistischem, rassistischem, antisemitischem, sozialdarwinistischem und sexistischem Denken. Diese Einstellungen lassen sich am besten unter dem Oberbegriff der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zusammenfassen. Er beschreibt die ablehnende Haltung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Personengruppen, die „anders“ sind. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Alltagskultur äußert sich durch einen Konsens, welcher alles, was nicht in das Bild der Mehrheitsgesellschaft passt, ausgrenzt und mehr oder weniger bekämpft. Die jüngere Entwicklung zeigt, dass sich Feindbilder schnell verändern können. Aktuelle öffentliche Diskurse prägen rassistisches Denken; sie schaffen dabei neue Ängste und Vorurteile. Neue Feindbilder bedeuten dabei keine generelle Abnahme rassistischer Ideologien, sondern lediglich die veränderte Haltung gegenüber einer als „fremd“ oder „anders“ wahrgenommenen Gruppe von Menschen.
Die Studie Die stabilisierte Mitte. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014 untersuchte „rechtsextreme“ Einstellungen in einer Langzeitstudie seit 2002. 6,7 % aller Befragten hielten die Diktatur unter Umständen für die bessere Staatsform, in Ostdeutschland war der Anteil jedoch mit 11,6 % mehr als doppelt so hoch wie in Westdeutschland. Bei Fragen, die auf Chauvinismus hinweisen, ergaben sich im gesamtdeutschen Schnitt Werte zwischen 29,8 % und 21,4 %. Im Schnitt stimmten zwischen 24,1 % und 27,5 % „ausländerfeindlichen“ Thesen zu. Rund 10 % der Befragten unterstützten antisemitische Aussagen, wobei sich hier tendenziell etwas mehr westdeutsche TeilnehmerInnen antisemitisch äußerten. Ebenso zeigten sich eher westdeutsche TeilnehmerInnen verharmlosend gegenüber dem Nationalsozialismus. Im Bereich Sozialdarwinismus überwiegt dagegen die Zustimmung bei ostdeutschen Befragten. Insgesamt stellten die AutorInnen der Studie bei 5,6 % der Probanden ein geschlossen „rechtsextremes“ Weltbild fest. Die positive Seite der Studie liegt im Rückgang dieser Einstellungen: 2002 lag der Gesamtwert „geschlossen Rechtsextrem“ im gesamtdeutschen Schnitt noch bei 9,7 %. Eine negative Entwicklung ist jedoch beim gesellschaftlichen Bild von MuslimInnen, Sinti und Roma sowie AsylbewerberInnen feststellbar. Antiziganismus und antimuslimischer Rassismus sind entgegen anderer Trends in den letzten Jahren angestiegen. Jeder dritte Deutsche würde demnach MuslimInnen die Einwanderung nach Deutschland verbieten, 42,7 % fühlen sich von Überfremdung bedroht.
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