Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) lebte von 1998 bis 2000 in Chemnitz. Das Trio aus Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos kann nicht losgelöst von der rechten Szene zu dieser Zeit betrachtet werden. Das Leben im Untergrund, wie es die drei seit 1998 führten, war ohne die Unterstützung zahlreicher Kameraden nicht möglich. Auch das Versagen der Geheimdienste, ob gewollt oder ungewollt, ist mitverantwortlich dafür, dass die Gruppe in Chemnitz unerkannt leben und sich radikalisieren konnte, was die Grundlage für ihre mindestens zehn Morde bildet.
Die gesamte Geschichte des NSU in Chemnitz ist sehr umfangreich.Deshalb wollen wir im Folgenden nur einen kurzen Überblick über die Zeit der drei RechtsterroristInnen in Chemnitz geben.
Ein wesentlicher Teil der im NSU-Ermittlungsverfahren genannten Personen kommt aus Chemnitz. Das Trio selbst wohnte in vier verschiedenen Chemnitzer Wohnungen. Zunächst wurden sie von Thomas Starke, einem Neonazi aus der Gruppierung Chemnitz Concerts 88 (CC88), in einer Wohnung in der Friedrich-Viertel-Straße 85 untergebracht. Nur wenige Wochen wohnten sie hier bei dem rechten Skinhead Thomas Rothe, der Kontakt hielt allerdings noch jahrelang. Thomas Starke suchte unterdessen einen neuen Unterschlupf für die drei. Im Februar 1998 quartierten sie sich bei Max-Florian Burghardt in der Limbacher Straße 96 ein. Der Kontakt kam damals über Burghardts Freundin Mandy Struck zustande. Die Namen der beiden verwendeten Mundlos und Zschäpe in der Illegalität. Später bezog der NSU seine eigene Wohnung in der Altchemnitzer Straße 12, danach in der Wolgograder Allee 76. Die letzte Wohnung wurde angemietet von André Eminger, der heute zusammen mit Beate Zschäpe beim NSU-Prozess in München auf der Anklagebank sitzt.
Durch zahlreiche Konzertbesuche bekamen Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos Kontakt zu Personen, die ihnen ihre Identitäten liehen, auch Waffengeschäfte waren immer wieder Thema. Ein Chemnitzer, der damals Leiter der Sächsischen Sektion des neonazistischen Musiknetzwerks Blood&Honour war, soll sich um ein solches Geschäft bemüht haben. Dieses kam jedoch möglicherweise nie zustande. Der NSU bekam allerdings noch in Chemnitz ausgehändigt, was er haben wollte: Die Ceska, mit der das Trio seine Morde verübte, wurde dem NSU in einem Abbruchhaus im Stadtzentrum übergeben.
Weitere Personen, die im Zuge der Ermittlungen immer wieder genannt werden, sind Michael P., seine Exfrau Antje B. und Gunter-Frank F.
P. und B. sollen Kontakt zum NSU und Informationen über seine Pläne gehabt haben. Nicht nur von Ralph H. fand man den Personalausweis in der Zwickauer Asche, sondern auch von Gunter-Frank F. Weitere Personen, die Kontakt zum NSU gehabt haben sollen, sind unter anderen Hendrik Lasch (siehe Punkt 3.2) und ▬▬▬▬▬▬▬▬▬ (siehe Punkt 3.5).
Das Trio überfiel einen Edeka-Markt und zwei Postfilialen während ihrer Chemnitzer Zeit und zog im Juli 2000 nach Zwickau, um von dort aus die bekannten zehn Morde, vier Sprengstoffanschläge und weitere elf Banküberfälle zu begehen. Außer F. und W. wohnen alle genannten mutmaßlichen UnterstützerInnen heute nicht mehr in Chemnitz.
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