Was als „Neue Rechte“ bezeichnet wird, ist in einer einheitlichen Definition kaum zu fassen. So bewerten ursprünglich einige Autor*Innen die „Neue Rechte“ als die „Extreme Rechte“ nach 1945, andere verstehen darunter den Überschneidungsbereich zwischen den „extremen Rechten“ und den Konservativen. Wieder andere zählen alle Personen, politische Haltungen und Strategien dazu, die sich von der Person Hitlers und der NS-Ideologie distanzieren und den völkischen Nationalismus neu zu bestimmen versuchen. Die „Neue Rechte“ bezieht sich vor allem auf die Gedanken der Konservativen Revolution und der Weimarer Republik. Mit diesen Werten möchten sie eine „Kulturrevolution“ von rechts durchsetzen und so einen politischen Wandel, hin zu einer autoritären Diktatur, herbei zu führen.

Grundlegendes Element der Ideologie der „Neuen Rechten“ ist ein elitärer, völkischer Nationalismus, dessen Ziel es ist, die ethnische Einheitlichkeit der Völker, die vor Einwanderung geschützt werden müsse, zu bewahren. Sie gehen von einer ethnischen und politischen Homogenität in der Gesellschaft aus. Dabei möchte die „Neue Rechte“ angeblich verlorene Wertvorstellungen, wie Führung, Ordnung und Volksgemeinschaft, wiederaufleben lassen. Als Denkfabrik der „Neuen Rechten“ gilt das im Jahre 2000 von Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann privat gegründete Institut für Staatspolitik (IFS), das seit 2003 die Zeitschrift Sezession herausgibt. Auf der zugehörigen Internetseite Sezession im Netz wirbt das ISF u.a. für die Thesen Thilo Sarrazins und schafft damit den Brückenschlag über die Rechtskonservativen hinweg bis in den Mainstream. Als Besonderes Element der „Neuen Rechten“ kann auch der sogenannte „Ethnopluralismus“ gesehen werden. Dies bedeutet, dass offiziell die Abwertung anderer Kulturen und Völker verleugnet wird, jedoch soll eine Identitätswahrung in den eigenen Heimatländern erfolgen. Somit entstehen in der Ideologie der „Neuen Rechten“ Apartheits-Strukturen. Dabei beruft sich die Bewegung auch nicht mehr auf einen biologischen Rasse-Begriff, sondern sie gehen von verschiedenen Völkern und Kulturen aus, welche das Recht hätten diese eigene Identität zu verteidigen.

Die „Neue Rechte“ ist eher als großes, bundesweit oder sogar international agierendes, Netzwerk zu sehen. Neue Anhänger*Innen gewinnt die „Neue Rechte“ auch über die Burschenschaften, die als studentische Verbindungen und Lebensbundgemeinschaften das politische Verständnis in den Universitäten und der Gesellschaft mit prägen. Studentische Verbindungen sind zumeist streng hierarchisch organisiert und für die Durchführung archaischer Rituale bekannt. Sie vertreten rückwärtsgewandte Weltbilder, in denen beispielsweise Männer und Frauen eine bestimmte gesellschaftliche Rolle einzunehmen haben.

Um den demokratischen Staat zu überwinden hat die „Neue Rechte“ das Ziel erst einen geistigen Wandel in der Gesellschaft zu vollziehen, bevor ein politischer Wandel folgt. So versuchen sie eine Hegemonie ihrer Positionen in der Gesellschaft aufzubauen. Damit hat die „Neue Rechte“ auch den intellektuellen Diskurs als ihr Handlungsfeld entdeckt.

Doch nicht nur in deutschen Hochschulen ist die „Neue Rechte“ aktiv. Strategisch, inhaltlich und strukturell gibt es mehrere Anknüpfungspunkte an die sogenannten „Bürgerbewegungen“ wie PRO Köln, PRO NRW oder PRO Deutschland, aber auch vor alle, an die AfD. Viele dieser Bewegungen zielen nicht nur auf die bürgerliche „Mitte“ ab, sondern bedienen auch ganz gezielt Ängste und Vorurteile von Menschen aus anderen Gesellschaftsschichten. So geben sie sich als „Anwalt der kleinen Leute“ aus, die im Gegensatz zu den „alten, korrupten“ Parteien bzw. den „Koalitionen der Abzocker“ als handlungsfähige Alternative auftreten und sich den gesellschaftlichen Problemen stellen. Hauptaugenmerk legen sie dabei auf Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Zuwanderung, „Multi-Kulturalismus“, Bildung und soziale Gerechtigkeit. Einen besonderen Schwerpunkt stellt die – rein rassistisch motivierte –  Mobilmachung gegen MuslimInnen und den Islam dar.

Diese Seite wurde zu zuletzt am 17. Dezember 2020 bearbeitet.

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