Von Anfang 2016 an versuchte eine rechte Gruppe ungefähr ein Jahr lang den Sonnenberg in Chemnitz unter ihre Kontrolle zu bringen. Das „Rechte Plenum“, eine junge Gruppe, welche sich selbst als „Nazi-Hipster“ bezeichnete hatte sich den Stadtteil ausgesucht um hier eine „National Befreite Zone“ nach Dortmund-Dorstfelder Vorbild zu errichten. Die Gruppe, gegründet wohl schon Mitte des Jahres 2015, pflegte zusätzlich sehr guten Kontakt nach Dortmund in den sogenannten „Nazi-Kiez“. Um diese Ziele zu erreichen zogen vermehrt Rechte in das Stadtviertel und siedelten sich rund um den Lessingplatz an. Auf dem Sonnenberg verübten sie vermehrt Straftaten, sprühten und verklebten massiv ihre rechte Propaganda. Die Wände des Stadtteils schmückten Schriften wie „Nazi-Kiez“ oder „NS Jetzt“ und groß organisierte Sticker-Aktionen sorgten für das entsprechende Außenbild. Zusätzlich wurden immer wieder Andersdenkende angegriffen. So wollte man den Revieranspruch durchsetzen und eine No-Go-Area für Andersdenkende, People of Color und weiteren Minderheiten schaffen.

Im Gegensatz zu Kameradschaften war das „Rechte Plenum“ eher lose organsiert. Zu der Gruppe gehörten erfahrene Rechte, welche extra für dieses Projekt nach Chemnitz zogen, beispielsweise aus Dortmund und Hannover, politisierte Nazis welche schon in Chemnitz aktiv waren, aber auch bis dahin unbekannte Personen. Einige Mitglieder waren schon bei der verbotenen Kameradschaft „Nationalen Sozialisten Chemnitz“ organisiert, andere bei der CFC-Abgruppierung NS-Boys. Generell waren sie eng mit der lokalen rechten Fußballszene vernetzt. Der sächsische Verfassungsschutz sah in dem Personenzusammenschluss „die gute Vernetzung sächsischer Nationalsozialisten“. Das Zeichen der Gruppe war ein „Winkelkreuz“, ein schräges christliches Kreuz. Die Bedeutung dieses Symbols hat die Gruppe selbst nie erläutert. Jedoch kann angenommen werden, dass das Symbol wegen der Nähe zum Hakenkreuz gewählt wurde.

Das „Rechte Plenum“ organisierte mindestens eine Demoschulung und eine Kiezschulung, bei denen Verbündete das Konzept der Gruppe lernen sollten. Die Kiezschulung fand jedoch wohl nie statt. Gleichzeitig zu den Aktivitäten der Gruppe wurde auch mehr als 20 Mal ein Bürgerbüro einer Politikerin der Linken in Chemnitz, Susanne Schaper, auf dem Sonnenberg angegriffen. In der Folge wurde der Politikerin das Büro gekündigt. Ebenso wurden auf das „Lokomov“, eine Bar auf dem Sonnenberg, mehrere Anschläge verübt.

Das „Rechte Plenum“ war auch besonders auf Social Media aktiv. Ihre Facebook-Seite „Kopfsteinpflaster“ hatte eine große Reichweite und verbreitete neben rechter und nationalistischer Propaganda auch das Bild von jungen, modernen Nazis, welche Mate trinken und Jutebeutel tragen. Dieser Lifestyle hebt die Gruppe von anderen Rechten ab. Zusätzlich propagierten Mitglieder der Gruppe einen veganen, „Straight-Edge“ Lifestyle. Dies erfolgte auf den verschiedensten Plattformen wie Facebook, Instagram, Tumblr etc., wo sie teilweise tausende Abonnenten hatten. Mit Hashtags versuchten sie hier auch online eine rechte Hegemonie aufzubauen. Trotz diesem nach außen getragenem Lifestyle verzichtete die Gruppe nicht auf klare NS-Bezüge. Sie zeigten sich aggressiv und gewaltbereit, posierten regelmäßig mit Baseballschlägern.

Mit einem ausführlichen Outing von Antifaschist*Innen im November 2016 gingen auch die Aktivitäten der Gruppe zurück. In Folge löste sich die Gruppe schlussendlich auf, löschte ihren Social-Media-Auftritt, organisierten keine gemeinsamen Veranstaltungen mehr und viele Mitglieder zogen schlussendlich aus Chemnitz weg. Dennoch sind andere Mitglieder noch heute in Chemnitz politisch aktiv und rechte Übergriffe nicht vom Sonnenberg verschwunden.

Diese Seite wurde zu zuletzt am 17. Dezember 2020 bearbeitet.

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